Breakdance-Weltmeister Nico Hilger zeigt Kindern erste Schritte
#Salzwedel – „Wer denkt jetzt: Das kann ich nicht?“, fragt Breakdance-Weltmeister Nico Hilger die um ihn versammelten Jeetze-Grundschüler, nachdem er ihnen ein paar Tanztricks gezeigt hat. Eine ganze Reihe Hände geht nach oben. „Ich will, dass ihr den Satz vergesst. Viel besser ist: Ich kann das noch nicht!“, betont er.
Bei dem Tanzprojekt geht es auch ganz viel um Selbstvertrauen, verrät der Tanzcoach und -trainer, der 2002 mit der Breakdance-Gruppe „The Rookies“ den Weltmeistertitel geholt hat. Wer die aufwendigen Tanztricks sieht, kann schnell eingeschüchtert sein. Aber davon dürfe man sich nicht bremsen lassen, erklärt er den Erst- bis Viertklässlern.

Anstatt aufzugeben, müsse nach dem ersten Schritt gefragt werden. Wichtig sei das nicht nur beim Tanzen, sondern das gesamte Leben. Und das hätten auch die jüngsten der Schüler schon erfahren. Wer schreiben lernt, fängt ja nicht gleich mit Buchstaben an, erinnert Hilger. Am Anfang stehen Malübungen, um Kreise, Striche und gewundene Linien zu üben. Erst dann kommen Buchstaben und schließlich Worte.

Mit den kleinen Schritten kommen sie so aber schon bald auf den richtigen Weg, um Sätze schreiben zu können. Es sei wie mit einer Kiste, die man zu Beginn seines Lebens an die Seite gestellt bekommt. Mit jeder neu gelernten Sache wird sie etwas voller und wird so zum Werkzeugkasten fürs Leben.

Mit seinem Programm kommt der mittlerweile 47-Jährige bei den jungen Leuten offenbar gut an. Schnell scheinen sie ihn ins Herz geschlossen zu haben und ebenso zügig überwinden sie ihre Zurückhaltung und finden heraus, was sie alles schon nach nur ein paar Wiederholungen erreichen.

Das Vorurteil, dass Kinder sich heutzutage viel weniger bewegen und keine Lust auf Tanz oder Sport hätten, kann Hilger nicht bestätigen. Ja, in den vergangenen Jahrzehnten – er arbeitet seit rund 20 Jahren als Tanzcoach – hätten sich die Interessen der Kinder verändert. Aber noch immer werde getanzt. Er hatte seine Liebe dafür bei dem ehemaligen Musik-Fernsehsender MTV entdeckt.
Heute sind es eben Tanztrends bei Tiktok oder Instagram, die das Tanzfieber wecken. Und wenn es noch nicht da ist, schafft der Weltmeister es mit seinen Kursen. Das sei auch der Grund, wieso er das mache, sagt Hilger. Die aufflammende Freude in den Augen der Kinder zu sehen, wenn sie etwas, wovon sie dachten, dass sie es nie schaffen, doch auf einmal können. Und dann trauen sie sich auch, ganz alleine Tricks vor der versammelten Gruppe vorzuführen.
Und das sind nicht immer die Kinder, bei denen man es im ersten Moment erwarten würde. Zu denen, die sich auch trauen, gehört auch ein Mädchen, das wegen einer körperlichen Beeinträchtigung nicht gut gehen kann. Doch sie konzentriert sich nicht auf ihre Füße, sondern auf die Arme – und sichert sich so den Applaus ihrer Mitschüler.

Inklusive Klassen sind an der Jeetzeschule nichts Ungewöhnliches, sagt Lehrerin Maria Jentsch. Aber immer seien sie eine Bereicherung. „Die Kinder sind sozialer“, erklärt sie weiter. Egal welches Handicap jemand mitbringt, der Kontakt sorge dafür, dass alle Kinder sich gegenseitig mehr helfen. Auch das ist etwas, das fast von ganz alleine seinen Weg in die Lebens-Werkzeugkiste der Kinder findet.
STEFAN HARTMANN
Quellenangabe: Altmark Zeitung vom 19.05.2025, Seite 3
Interesse an einem kostenlosen Testzugang zum ePaper? Bestellen Sie hier: https://meinabo.az-online.de/abo/#abo-pricing . Der Test endet automatisch.